Abstract
Der Status der Oral History hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Aus einer Methode aktivistischer Geschichtsforscher*innen, die sich am Rande der Geschichts- wissenschaften bewegten, um „Geschichte von unten“ zu schreiben, um jenen eine Stimme zu verleihen, die keine hatten, hat sich mittlerweile eine respektierte Wissen- schaftsdisziplin entwickelt. Ein paar Klicks im Internet machen deutlich: Wachsende Oral History-Archive weltweit beherbergen abertausende von Interviews, insbesondere zur Gewaltgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts ebenso wie zur Sozialgeschichte verlorener wie gegenwärtiger „alternativer“ Lebenswelten. Das digitale Zeitalter macht viele dieser Interviews öffentlich zugänglich. Doch welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Wissenschaft und Lehre? Angesichts der Vielzahl zugänglicher Inter- views beschleicht mich eine gewisse Ohnmacht und die beunruhigende Frage: Haben die Sammlungen den politischen Effekt bewirkt, den man sich von ihnen versprochen hatte, nämlich den einer demokratisierenden Geschichtsschreibung? Oder ist Oral His- tory vor allem eine Strategie des Sammelns und Archivierens für den Historiker/die Historikerin der Zukunft geworden? Wird über Benutzungspolitiken und -praktiken ge- nug gesprochen bzw. werden die Stimmen gehört?
Original language | American English |
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Pages (from-to) | 135-149 |
Number of pages | 15 |
Journal | BIOS, Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebenslaufanalysen |
Volume | 31 |
Issue number | 1 |
Publication status | Published - 2018 |
Keywords
- Oral History
- Life History
- Narrative Analysis
- Biography
- Resonanz
- teaching and learning